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die Ent-wicklung von Stefan Reinhardt

"Das Leiden kann Dein Diener sein, wenn Du weißt, wie Du darauf zu schauen hast".

Bei einigen Menschen ergab sich im Verlauf ihres Lebens ein Ereignis, das sie zur Umkehr bewegte - in jedem Falle war die ´Störung`, die das jeweilige Ereignis ermöglichte, von einer derartigen Kraft, dass dieser Mensch danach ein anderer war.

Und, haben wir nicht alle Schmerzen erfahren, in seinen verschiedenartigen Formen? Tragen wir unsere Verletzungen und Narben in uns vergraben, und ist das folgerichtig so, da wir alle in dieser Gesellschaft erzogen werden? Wohin werden wir denn ge-zogen?

Unser Leiden kann uns dienlich sein, das Ziel zu erreichen:

Die Wirklichkeit zu berühren und von ´Ihr` berührt zu werden,

und uns zu erinnern, wer und was wir sind - wenn wir des Schauens fähig sind. Und bei mir hatte sich soviel Leid aufgebaut, dass ich an einem Punkt angelangt war, an dem mir Alles zu viel wurde. Als Papa einer kleinen, wunderschönen Tochter und eines neugeborenen Sohnes und mitten in der Diplomarbeit in einem Studiengebiet dessen Sinnhaftigkeit ich hinterfragte, war ich nach einer ärztlichen Behandlung nicht mehr als der sportlich Gesunde nach Hause zu diesen lieben Menschen zurückgekehrt, denn dieser Behandlungsfehler verursachte Lähmungen.

Und nun saß ich nach drei Monaten in einer Reha-Einrichtung vor einem Prof.

Dr. Dr. der Neuropsychologie, die mir nach vielen Prüfungen meines Gehirns

folgende Geschichte erzählte:

Stefan

"Der Sommer neigte sich langsam seinem Ende, und so begannen die Tiere ihre

Vorräte für den kommenden Winter zu besorgen. Die Maus Fridolin jedoch saß

in der Wiese und bestaunte weiterhin den Sommer; diese majestätisch dahinziehenden Wolken in diesem blauschimmernden Himmel, die leicht tanzenden Blumen berührt von den Winden, das Summen und Zirpen der kleinsten Geschöpfe, die Farbenfülle dieses Wiesenmeeres - Fridolin saß und schaute.

Und die anderen Tiere sahen ihn verwundert an, und belächelten ihn vielleicht, weil er sich nicht um seinen Wintervorrat kümmerte. Und der Winter kam, und es war ein harter Winter, und die Vorräte waren bald aufgebraucht, so dass sich Unbehagen unter den Tieren bemerkbar machte.

Da begann Fridolin vom Sommer zu erzählen, von dem weiten, blauen Himmel der die Wolken trägt, von den flüsternden Winden die mit den Blumen tanzten, von den Farben, den Tönen und dieser lieblichen Lebendigkeit überall.

Und die Tiere hörten ihm zu, und versinkend in diese Bilder vergaßen die Tiere ihren Hunger - und die Sonnenstrahlen des beginnenden Frühlings kitzelten den endenden Winter".

​Dann sagte sie abschließend zu mir:

"Sie sind wie diese Maus, Herr Reinhardt - sie sind ein Träumer - und wir brauchen solche Menschen, wie sie einer sind".​ Und in der darauffolgenden Nacht geschah folgendes:

Alles brach zusammen!

Und ich schrie einen gewaltigen Schrei aus meinem Tiefsten in das Kopfkissen, wegen der eingebildeten Ausweglosigkeit meiner Lebenssituation. Ich hatte gerade einen Sohn geschenkt bekommen, und musste meine kleine, liebe Tochter und ihre Mama für längere Zeit alleine lassen. Und ich hatte eine Diplomarbeit fertigzustellen, in einem Studiengebiet, dessen Sinnhaftigkeit ich hinterfragte, und mit diesem Behandlungsfehler umzugehen, aus dem Lähmungen resultierten - ich wusste einfach nicht, wie ich das Alles bewältigen sollte.

Ein gewaltiges Gefühl erdrückte mich. Ich war so verzweifelt, Alles sah und fühlte ich auf einmal: völlige Ratlosigkeit, totale Desorientierung, überwältigende Ohnmacht und absolute Sehnsucht - ich war bereit zum radikalen aufgeben. Und dieses ganze Bild brach mit seinem massiven Gewicht in mir zusammen. Die Gedanken in meinem Kopf, diese gemalten Bilder rasten ineinander und ihre Stimmen überschrien einander, so dass mein Kopf keine Bilder mehr malen konnte und verstummte. Mein Verstand hatte nichts mehr zum herumspielen - er hatte sich an sich selbst erschöpft. Und mein Herz begann gefühlt durch meinen Brustkorb zu schlagen, sodass ich von diesem Empfinden kaum noch atmen konnte.

Plötzlich sah ich mich in einem Brunnen hängend an Steinvorsätzen festhaltend, die sich einer nach dem anderen langsam aufzulösen begannen. Angst vor dem was hier geschieht ergriff mich und eine leise Ahnung, die ein tragendes, vertrauendes Gefühl mitbrachte, kam aus der Tiefe zu mir und ich hörte ein auffordernd flüsterndes "Komm - gebe Dich dem Fallen hin". Und dann gab es nichts mehr zum festhalten, und ich hatte das Gefühl in ein endloses dunkles Loch zu fallen. Dieser Abgrund, dieses Fallen wurde mehr und mehr zur Leere, und ein Raum breitete sich um mich und in mir aus - es wurde still und weit, und dann wie eine zärtliche Umarmung spürte ich: "...lass es zu, lass Dich weiter fallen...". Und aus diesem Fallen wurde ein schweben, und dann ein emporheben, und ich bin eingeschlafen und hatte keine Erinnerungen mehr.

Und am nächsten Morgen war meine Welt eine andere:    

Ich hatte eine andere Wahrnehmung von Allem. Mir war anders, und alle meine Sinne waren geschärft und jede Wahrnehmung viel intensiver. Die Lichter des Tages und alles was ich ansah, war intensiver; die Leute lächelten mich einfach an und das Essen schmeckte so lecker wie nie zuvor - da war überall eine strahlende Lebendigkeit und ein entzückt sein. Ich war nur am staunen und genießen, und eine Freude, die keine Ursache hatte, erfüllte mich. Ich fühlte mich leicht, getragen und erhaben und irgendwie begleitet und beobachtet von etwas, das fühlend zu sehen war, als ich in den Himmel hinaufschaute und ein "Hallo" in meinem Leib hörte. Und ich empfand Freude und Dankbarkeit - Tränen liefen mir über meine lächelnden Wangen in Demut vor dieser Größe, die mich berührte und wegen meines Erkennens, dass sie immer schon da war.

 

Ich verlor die Qualität dieses Gefühls und dieses Zustandes in meinem Alltagsleben, mit seinen Geschäftigkeiten, Forderungen und Ablenkungen wieder - aber ich konnte nicht mehr vergessen.

Ich begann zu erforschen, was da mit mir passiert ist - und die Reise meiner SELBSTERKENNTNIS begann, während der sich zwangsläufig eine Vision auftat, zu der ich mich gerufen fühle - deswegen diese Seite.

Mein Herz brannte.

Heute weiß ich, dass 'Ich' in jener Nacht gestorben bin,

und kosten durfte von dem, wonach uns allen letztlich dürstet.

Stefan
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